Du hättest nicht alt werden sollen
… eh du klug geworden wärst.
Das sagt der weise Narr, der den umherirrenden König begleitet, zu dessen Entscheidungen, seine Macht verfrüht und unbedacht aufgegeben zu haben. Die inhaltliche und chronologische Abfolge der Ereignisse ist eher schlicht. Es ist nicht der textliche Inhalt des Stückes König Lear, der eine solche Faszination erzeugt, sondern die inneren Bilder, die eine große Interpretationsvielfalt zulassen. Zum #Projekt52 habe ich mir dieses Woche dieses Bild ausgesucht, das ich schon lang geplant hatte. Mein Bild ist hier zu sehen auf Instagram.
König dankt ab (ohne sich vorher zu beraten), möchte durch Test herausfinden, welche seiner Töchter ihn am meisten liebe, um sein Erbe gerecht zu verteilen, bekommt – aus seiner Sicht – eine Abfuhr der jüngsten Tochter, baut auf die Unterstützung der beiden älteren, die ihm ihre Liebe nur vorgaukeln, wird im Stich gelassen, verrraten und verstoßen, verliert seine Begleiter und seinen Verstand, findet aus dem Wahnsinn durch Erkenntnis heraus und überwindet seine Eitelkeit. Jüngste Tocher erfährt von der Läuterung, verzeiht ihm, möchte mit einer Schlacht die Machtverhältnisse neu ordnen, wird gehängt. Die älteste vergiftet die mittlere Tochter und dann sich selbst. Alle drei Töchter tot, Lear ist erschüttert über den Tod seiner einzigen Tochter, verliert jegliche Autorität und stirbt am Gram über den wahren Charakter seiner Mitmenschen.
„Oft büßt das Gute ein, wer Bessres sucht.”
